Mein Jüngster wollte nichts essen, biss halbherzig in sein Brot und klagte über Bauchschmerzen. Da wir es morgens immer eilig haben, blieb uns kaum Zeit, eine Entscheidung zu treffen: kann der junge Mann in die Schule oder ist er zu krank?
Er blieb zuhause. Legte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und stöhnend auf die Couch. Hände auf dem Bauch. Reagierte nicht wie üblich auf die bösen Worte seines Bruders: „…Er ist nicht krank, er will nur nicht zur Schule!“ Augen zu, stilles Schweigen…bestimmt Magen-Darm…
Ich deckte mein armes Kind zu, rief die Schule an und ging unter die Dusche.
Nach einer halben Stunde regte das arme Kind sich, versuchte meine Laune einzuschätzen und kam zu dem Schluss, dass er es wagen konnte: „Ich glaube, mir geht es besser, die Bauchschmerzen sind weg und ich habe Hunger.“
Es gab hier eine spontane Wunderheilung. Das passiert immer mal wieder wenn die Jungs einfach mal einen Tag brauchen um Kraft zu tanken. Die Schule mal Schule sein lassen. Die alleinige Aufmerksamkeit zuhause bekommen.
Ich kann dieses Gefühl so gut verstehen! Brauchen wir nicht alle mal ab und zu eine Auszeit?
Das jetzt nicht mehr so arme Kind durfte seinen Tag genießen mit dem ganz besonderen Gefühl, dass dieser Tag ihm gehört. Er verhielt sich vorbildlich, brachte freiwillig den Müll raus und hatte seine pubertäre Bissigkeiten für diesen Tag in Freundlichkeit umgewandelt.
Am Tag danach setzte er sich pfeifend auf sein Fahrrad und hatte Kraft genug um den neuen Schulalltag zu meistern.
Jetzt mal schauen, wann der Große Bruder das arme, kranke Kind sein wird…