paarberatung

 

Angelina und Brad kommen schon aufgewühlt die Treppe zu meiner Praxis hoch. Sie haben sich im Auto gestritten. Es ist mal wieder das vertraute Thema: Angelina wirft Brad vor, er würde ihr nicht genug Unterstützung geben. Sie hat das Gefühl, alle Pflichten allein bewältigen zu müssen. Brad reagiert darauf, wie immer, mit seiner Verteidigung. Er macht doch die Finanzen? Und gestern hat er die Wäsche gemacht? Was soll er denn noch alles machen?

Der Vorwurf basiert auf der irrigen Annahme, der Partner sei dazu da, das eigene Leben zu erleichtern. Damit ist die Erwartung verbunden, er sei zu emotionaler Versorgung verpflichtet.

Wofür hat man denn einen Partner? Doch wohl, damit der einem die eigenen Bedürfnisse erfüllt, oder?

Leider hat dieser Partner eigene Bedürfnisse, die er erfüllt haben möchte und die vielleicht ganz anders sind als erwartet. Schon fängt Angelina an, Brad ihre Vorwürfen zu vermitteln: „Meine Bedürfnisse sind wichtiger als deine, wieso siehst du das nicht ein?“
Wer Vorwürfe persönlich nimmt und sie auf sich bezieht, hat sich ein echtes Problem eingehandelt!

Vorwürfe sind immer die Reaktion auf Bedürfnisse, die wir selbst nicht genug im Blick haben. Mit Angelina und Brad fange ich an
nach den Bedürfnissen zu suchen, die sie selbst nicht klar erkennen können. Im Begriff steckt das Wort „dürfen“.
Darf Angelina sich erlauben, eigene Bedürfnisse zu erfüllen?

Angelina wirft Brad vor, er sei ein Egoist und denke nur an sich. In diesem Vorwurf steckt eine indirekte Mitteilung: „Ich bin erschöpft.“
Vorwürfe kann man wunderbar nutzen, wenn man weiß, dass der Partner etwas über die eigene Bedürfnislage aussagen möchte und wenn diese Vorwürfe ernst genommen werden, kann man sie nutzen um herauszufinden, was der eine Partner braucht und wozu der andere bereit ist.

Wenn Angelina es zusätzlich schafft sich, unabhängig von Brad, um ihre eigene Bedürfnisse zu kümmern, wird sie sich dadurch zufriedener fühlen und entlastet damit die Beziehung.

Pin It on Pinterest

Share This